Chronik

Die Geschichte der Trachtenmusikkapelle Stuhlfelden

Verfasst von Volksschuldirektor Otto Veichtlbauer

Nach der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr wurde in Stuhlfelden der Wunsch nach einer eigenen Musikkapelle immer größer. Vereinsfesten und Aufmärschen fehlte ohne Musikbegleitung schließlich der nötige Schwung. Nach mündlicher Überlieferung soll es bereits 1904 zur Gründung einer Kapelle gekommen sein. In diesem Jahr wurden auch das Schulhaus und die Zeugstätte errichtet.

Schmiedemeister Albert Dschulnigg, in dieser Zeit Bürgermeister von Stuhlfelden, war sicherlich so wie bei der Gründung der Feuerwehr und später beim Veteranenverein auch bei der Musikkapelle aus Initiator und die treibende Kraft. Leider ist aus jenen Tagen nichts erhalten - weder ein Bild, noch ein Schriftdokument.

Ob nach dieser angeblichen Gründung von 1904 wirklich eine Kapelle aufgebaut werden konnte, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Wahrscheinlich ist, dass einige Blasmusikbegeisterte sich zusammengefunden und mehr im kleinen Rahmen musiziert hatten, nicht aber in der Öffentlichkeit als Kapelle auftraten.

Dass jedoch vor dem offiziellen Gründungsjahr 1909 schon musiziert worden sein musste, geht allein aus der Tatsache hervor, dass bereits einige Monate später die Musikkapelle beim Gründungsfest des Veteranenvereins am 6. März 1910 offiziell auftrat. Ohne musikalische Vorkenntnisse wäre dies wohl kaum möglich gewesen.

Sicher kann man auch sein, dass der überaus musikalische Kaufmann Thomas Pletzer und der Organist und Komponist Albert Unterwurzacher bei der Gründung der Blasmusikkapelle eine sehr entscheidende Rolle gespielt haben.

Der Ortschronist Oberlehrer Ludwig Pürstl berichtet, dass die Weihe der ersten Oberpinzgauer Hochdruckwasserleitung vom Stuhlfeldner Sonnberg herab als unmittelbarer Anlass zur Gründung der Stuhlfeldner Musikkapelle im Herbst 1909 diente.

Thomas Pletzer übernahm das Amt des Kapellmeisters und die Beschaffung der Instrumente. Albert Dschulnigg organisierte hierfür eine erfolgreiche Sammlung. Bei der Ausbildung der Musikanten stand Albert Unterwurzacher dem Kapellmeister hilfreich zur Seite.

"Herrlich erstrahlte der Sonntagmorgen des 6. März 1910", so schreibt Nikolaus Trixl im Protokollbuch des Kriegervereins, "als sich der am 3. Oktober 1909 über Initiative des Herrn Albert Dschulnigg gegründete Veteranenverein anschickte, sein Gründungsfest zu begehen." Die Veteranen sammelten sich beim Flatscherwirt zum Kirchgang. Kapellmeister Thomas Pletzer wagte noch nicht, mit den Veteranen mitzumarschieren. Er stellte sich mit seinen Musikanten beim Öberbäckenhaus auf. "Der Tambour der Musikkapelle schlägt an, und mit Tsching, bum, bumbumbum, schmettert der Achtungsmarsch als Erstlingsmarsch der jüngsten Oberpinzgauer Musikkapelle in unserer Heimat", so berichtet uns der Chronist Oberlehrer Ludwig Pürstl.

Nach diesem ersten Erfolg begannen mit Eifer die "Marschierversuche". Hinter dem Brandhofstall exerzierte der Kapellmeister mit seinen Mannen.

Am 9. Oktober war es soweit - bei der Feuerwehr-Fahnenweihe marschierte die Musikkapelle erstmals mit klingendem Spiel voran.

Kaufmann Thomas Pletzer Kapellmeister 1964 - 1948 1. Kapellmeister  Schmiedemeister Albert Dschulnigg Kapellmeister 1860 - 1949 Initiator zur Gründung der Freiwilligen  Feuerwehr, des Kriegervereins und der  Musikkapelle Stuhlfelden  Albert Unterwurzacher Kapellmeister 1877 - 1955 Organist und Komponist  

Nach dem Urteil seiner Freund "a ganz a bessana Euphonist" und "Dös hat eahm wehtan, wann's falsch gwen is". Bei einer Probe im Mesnerhaus, als sein Marsch gar nicht recht zusammenklingen wollte: "Herscht's auf, i laß ma mein Marsch net verhunzn!" 

In kurzer Zeit war eine großartige Aufbauarbeit geleistet worden. Die Kapelle hatte bereits eine beachtliche Stärke erreicht.

1924 erreichte die Musikkapelle in einem Wertungsspiel in Mittersill den beachtlichen fünften Rang, mit einer Komposition von Albert Unterwurzacher.

In den Jahren 1925/1926 hatte vorübergehend Chorregent Albert Unterwurzacher die Kapellmeisterschaft inne. Einen besonderen Ehrentag hatte die Stuhlfeldner Kapelle am 16. Mai 1926. An diesem Tag kamen die Oberpinzgauer Musikkapellen zu ihrem Bundesmusikfest in Stuhlfelden zusammen. Dieses Fest löste große Begeisterung aus und spornte Kapellmeister und Musikanten richtig an. Der Lohn für die viele Arbeit stellte sich bald ein. Beim Musikfest in Mittersill 1927 konnte unsere Kapelle den zweiten Preis erringen. 1927 übernahm wiederum Thomas Pletzer die musikalische Leitung. Er übergab sie 1932 seinem Sohn Josef.

Josef Petzer

Kapellmeister 1932 - 1938 und 1949 - 1952

Zu Pfingsten 1934 beging die Kapelle ihr 25jähriges Jubelfest. Dazu bekam sie eine neue Tracht: Grüne Röcke mit Silberkronenknöpfen, grüne Westen, schwarzgraue Hosen mit weißen Streien und Lamberghüte mit Schildhahnfedern.

In den ersten Jahren des 2. Weltkrieges leitete 1939 - 1941 der Verwalterwirt Ferdinand Altenberger die Musikkapelle.

Ferdinand Altenberger

Kapellmeister 1939 - 1941

Viele Musikkameraden mussten einrücken, die Kapelle war für kurze Zeit "außer Dienst". Erst 1943 wirkte wieder ein Kapellmeister. Diesmal war es Kaspar Pletzer. Er führte den Taktstock bis 1948.

Kaspar Pletzer

Kapellmeister von 1943 - 1948

Kaspar Pletzer übergab die Leitung seinem Bruder Josef, der nun zum zweiten Male Kapellmeister wurde und von 1949 bis 1952 die Kapelle führte. 1953 übernahm für 20 Jahre der Kaufmann Ferdinand Pletzer die Leitung.

Ferdinand Pletzer

Kapellmeister 1953 - 1973

Unter seiner Führung erfolgte 1958 die Neuinstrumentierung und 1963 die Neueinkleidung der Kapelle zur 1000-Jahrfeier Stuhlfeldens. Bgm. Franz Binder und VD. Sepp Fuchs setzten sich für die Finanzierung und Anschaffung der neuen Tracht besonders ein. Dafür wurden sie zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Erstmals trat die Kapelle mit der auch heute noch getragenen Pinzgauer Jägertracht am 28. September 1963 vor die Öffentlichkeit.

Der Entwurf zu dieser Jagdtracht stammt vom damaligen Hauptschuldirektor Oswald Putzer aus Saalfelden, dieser hielt sich dabei an ein Vorbild, das er auf einer Votivtafel in der Wallfahrtskirche Maria Kirchental vorgefunden hatte. 

Ferdinand Pletzer übergab 1974 aus gesundheitlichen Gründen den Stab an Prof. Hans Hoyer aus Zell am See.

Prof. Hans Hoyer

Kapellmeister 1974/75

33 Jahre (1976 bis 2009) leitete Fritz Voithofer die Kapelle.

Fritz Voithofer

Kapellmeister 1976-2009

Mit großem Fleiß und viel Energie und Können hat sich Fritz Voithofer eine gut geschulte Musikkapelle aufgebaut, wobei ihm erfahrene Musikkameraden treu zur Seite gestanden sind. In den nun schon traditionellen Festkonzerten, die Höhepunkt und Abschluss eines Musikjahres bilden, zeigt er mit seiner Kapelle mit einem jeweils anspruchsvollen Programm den erreichten Leistungsstand, auf den wir Stuhlfeldner stolz sein können.

Thomas Höller

Kapellmeister seit 2009

Seit 2009 leitet Thomas Höller die Trachtenmusikkapelle Stuhlfelden.

Es war an der Zeit sich über die zukünftige Spielfähigkeit der TMK Stuhlfelden Gedanken zu machen. Ein drohender Musikantenmangel sollte vermieden werden. So haben Obmann Josef Voithofer und Kapellmeister Thomas Höller ein Konzept entwickelt, um Kinder zum Musikspielen zu motivieren. Im Jahr 2013 wurde daher der Musiklub gegründet. Die Leitung wurde von Obmann Josef Voithofer übernommen. Rasch wuchs die Mitgliederanzahl der Nachwuchskapelle und es konnten bald die ersten Musikstücke aufgeführt werden. 2018 hat Jugendreferentin Madlen Hochstaffl den Musiklub weitergeführt. Zum einen wurde der musikalische Fortschritt gefördert und zum anderen kam auch der Freizeitspaß nicht zu kurz. Neben Konzerten mit den Nachbar-Nachwuchskapellen wurden unter anderem Wandertage und Pyjamaparties veranstaltet.

Eine besondere Formation wurde durch Marco Notdurfter im Jahr 2016 mit dem Namen „Panther-Böhm“ gegründet. Ziel war es mit motivierten Musikanten aus den eigenen Reihen eine Böhmische Partie aufzubauen. Die Genres reichen von klassischen Märschen und Polkas, bis hin zur modernen Literatur. Zum Teil werden die Stücke auch gesanglich umrahmt. Von 2019 bis 2021 hat Manuel Kaltenhauser aus Bramberg den Taktstock übernommen. Seit 2021 ist der ehemalige Stuhlfeldner Hans-Peter Voithofer als Kapellmeister tätig. Die restlichen Mitglieder sind zum Großteil immer noch aus der TMK, allerdings unterstützen auch befreundeten Musikanten der Nachbarkapellen die Formation.